Gesicht der Kirche

VATIKAN
Frankfurter Allgemeine

02.03.2013 · Angelo Sodano ist als Dekan der mächtigste unter den mehr als 200 Kardinälen. Papst wird er aber wohl nicht werden. Selbst für manchen Kardinal ist Sodanos Gesicht auch die Fratze des Bösen.

Von Daniel Deckers

De jure ist der Dekan des Kardinalskollegiums der Erste unter Gleichen. De facto ist er der Mächtigste im Kreis der mehr als 200 Kardinäle. Selten wird das so deutlich wie nach dem Tod oder – wie jetzt – Amtsverzicht eines Papstes. Der Kardinaldekan leitet die Aussprachen (Generalkongregationen), in denen sich die Kardinäle vor dem Beginn des eigentlichen Wahlakts (Konklave) über den Zustand der Kirche Rechenschaft geben, und er steht der öffentlichen Messe vor, die vor dem ersten Wahlgang gefeiert wird. Kurz: Er ist für eine kurze, aber alles entscheidende Zeit nach innen wie nach außen das Gesicht der katholischen Kirche.

Nach dem Tod Johannes Pauls II. hatte Joseph Kardinal Ratzinger diese herausgehobene Position inne. Und er nutzte sie. In seiner Predigt während der Messe „Pro eligiendo Romano Pontifice“ geißelte er die „Diktatur des Relativismus“. Einen Tag später war er Papst. So wird es mit Kardinaldekan Angelo Sodano wohl nicht kommen. Weniger weil der Geistliche 85 Jahre alt ist. Vielmehr sehen selbst Kardinäle im Gesicht eines der Ihren auch die Fratze des Bösen.

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