Journalismus im Sterben

OSTERRICH
Wiener Zeitung

Von Matthias Greuling

Vor rund zehn Jahren, da war die Welt der schreibenden Zunft noch in Ordnung. Da leistete sich ein Blatt wie der renommierte “Boston Globe” eigene Recherche-Teams, die oft monatelang hinter einem Skandal herrecherchierten, ohne auch nur ein einziges Wort darüber zu publizieren. Wenn am Ende dann die Bombe platzte, wurde schnell klar, wieso man solche Medien als “renommiert” bezeichnete: Weil sie die Kernaufgaben einer freien Presse nicht nur wahrnahmen, sondern regelrecht zelebrierten. Im Zeitalter der Blogger-Invasion und oberflächlichen Ja-Sager-Journaille sind solch edle Tugenden rar, weil unwirtschaftlich geworden.

Das befand auch Regisseur Tom McCarthy, der für “Spotlight” anhand eines handfesten Skandals die Tugenden des aufrechten Journalismus durchdekliniert. Es geht um den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche, den der “Globe” 2001 aufdeckte und der den Bostoner Kardinal Bernard Francis Law schließlich den Job kostete. Das spannend inszenierte Drama mit Michael Keaton, Rachel McAdams und Mark Ruffalo zeigt die beschwerliche Handarbeit, die Aufdeckerjournalisten leisten müssen, um hinter die Fassaden zu blicken.

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