Missbrauch: Eine schwere Hypothek für das Bistum

HAMBURG (GERMANY)
Norddeutscher Rundfunk

October 20, 2017

By Florian Breitmeier

[Google translation of one paragraph: The report was written because those affected by sexualized violence in the bishopric of Hildesheim had the courage to speak about their terrible experiences. Victim associations have established the public. Children and adolescents, men and women have not been silent like so many Church officials. What would have been a strong signal, if Auxiliary Bishop Schwerdtfeger and Bishop Ackermann had particularly appreciated this in their statements.]

Eine unabhängige Studie hat dem Bistum Hildesheim jahrzehntelange schwerwiegende Versäumnisse im Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen angelastet, die symptomatisch für die katholische Kirche insgesamt gewesen seien. Zu diesem Ergebnis kommt das vom Bistum beauftragte Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) aus München, das seine Ergebnisse am Montag vorgelegt hat.

Ein Kommentar von Florian Breitmeier, NDR Redaktion Religion und Gesellschaft

Die Forscher vom IPP haben ganze Arbeit geleistet und eine bemerkenswerte Studie vorgelegt. Beispielhaft zeigt sich: Institutionen mit extrem hierarchischen Strukturen und hohem moralischen Anspruch sind bei Skandalen in den eigenen Reihen nur bedingt aufklärungsfähig. Der selbstsichere Glaube daran, dass die Kirche ihre Angelegenheiten allein regeln kann, war lange Zeit weit verbreitet, nicht nur am Hildesheimer Domhof.

Worte finden für das Unglaubliche

Die klaren Worte und schonungslosen Bekenntnisse der Weihbischöfe am vergangenen Montag sind deshalb aller Ehren wert und in der katholischen Kirche nicht selbstverständlich. Allerdings waren die Fehler der Bistumsverantwortlichen über Jahrzehnte hinweg auch so haarsträubend, dass es einem beim Lesen des Berichts die Sprache verschlägt. Es galt, Worte zu finden für das Unglaubliche. Zum Glück haben die Bistumsverantwortlichen ihre Fehler offensiv angesprochen und die Opfer um Vergebung gebeten. Das war ein wichtiger Schritt, der Anerkennung verdient. Vor zwei Jahren, 2015, als die neuen Missbrauchsvorwürfe gegen Peter R. in einer WDR-Dokumentation bekannt wurden, war die Reaktion des Bistums noch eine ganz andere. Da wurde auf der damaligen Pressekonferenz relativiert, verharmlost und Journalisten schäbiges Verhalten vorgeworfen.

Als Oberhirte kann man Verantwortung nicht delegieren

Ein ganz anderer Ton herrschte am vergangenen Montag. Aus traurigem Grund. Das schonungslose Gutachten des IPP verfehlte seine Wirkung nicht. Demut allenthalben aufgrund eindeutiger Erkenntnisse. Keine Frage: Die vorgestellten Ergebnisse hätten einen Rücktritt an der Bistumsspitze gerechtfertigt. Bischof Norbert Trelle hat das für sich stets abgelehnt und nicht auf eine Veröffentlichung der unangenehmen Ergebnisse in seiner Amtszeit gedrängt. Das steht für sich. Unangenehme Aufgaben kann man als Oberhirte vielleicht delegieren, Verantwortung aber nicht.

Trelle als Chefaufklärer?

Rückendeckung bekommt der emeritierte Hildesheimer Bischof gleichwohl. Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger war es gleich zu Beginn der Pressekonferenz wichtig zu betonen, dass Norbert Trelle das unangenehme Gutachten angestoßen habe. Sehr flott nach der Pressekonferenz in Hildesheim meldet sich der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, zu Wort. Auch er dankt zunächst Norbert Trelle dafür, dass er dieses Gutachten angestoßen habe. Diese doch sehr binnenfixierte Sicht darauf, wer wann was angestoßen hat, kann dann doch Anstoß erregen. Es stößt bitter auf, wenn hohe katholische Würdenträger ausgerechnet in dieser Frage ganz amtsbrüderlich dem Hildesheimer Bischof besondere Tatkraft attestieren, ihn indirekt zu einer Art Chefaufklärer machen. Aber: Die entscheidenden Impulse für dieses Gutachten hat nicht Norbert Trelle gesetzt.

Opferverbände stellten Öffentlichkeit her

Das Gutachten wurde geschrieben, weil Betroffene sexualisierter Gewalt im Bistum Hildesheim den Mut hatten und haben, über ihre schrecklichen Erlebnisse zu sprechen. Opferverbände haben Öffentlichkeit hergestellt. Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen haben nicht geschwiegen wie so viele kirchliche Amtsträger. Was wäre es für ein starkes Signal gewesen, wenn Weihbischof Schwerdtfeger und Bischof Ackermann dies in ihren Statements besonders gewürdigt hätten.

Eine vergebene Chance.

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